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Eléctrico 28
Was nicht im Reiseführer steht
Es war der letzte Abend
unseres Lissabon-Urlaubes und noch viel zu früh um sich auf das
Hotelzimmer zurückzuziehen. Also nicht lange überlegt und die nächste
Haltestelle der Straßenbahnlinie 28 aufgesucht.
Dass die Lissabonner Straßenbahn nicht immer ihren Fahrplan einhält, dürfte
bekannt sein, weshalb wir uns den Blick auf den Fahrplan sparten.
Einige Zeit später kam sie dann: Ein zweiachsiger Wagen, wie er auf allen
Bergstrecken noch immer anzutreffen ist.
Kaum hatten wir die Bahn erklommen, als sie sich auch schon in Bewegung
setzte. Die Steilstrecke zur Oberstadt mit der darauf folgenden S-Kurve wurde
schneller als mit der sonst üblichen Schrittgeschwindigkeit befahren.
Überhaupt wurde zügiger gefahren als man es tagsüber von der Touristenlinie
gewohnt war. Fahrgästen, die zwischen zwei Haltestellen nach der Bahn
winkten, wurde nur freundlich zurück gewunken. An der Endhaltestelle
Cemitério dos Prazeres auszusteigen um noch ein Abschiedsfoto zu schießen,
stellte sich schnell als Fehler heraus, da sich der Wagen gleich wieder auf
den Weg in Richtung Innenstadt machte.
Ein Blick auf den Fahrplan kündigte die nächste Bahn in nur 10 Minuten an.
Es sollten jedoch zwanzig werden, bis sich eine Bahn der Endhaltestelle
näherte. Dem Fahrer dieser Bahn war es offensichtlich nicht gelungen seine
Verspätung bis zur Endhaltestelle aufzuholen, so dass auch er nur die neuen
Fahrgäste - uns - an Bord nahm und seine Fahrt augenblicklich fortsetzte.
Auf den Geraden gab der Wagen sein bestes. Erdreißtete sich ein Fahrgast der
Bahn zu winken, so wurde aus der Beschleunigung eine kräftige Bremsung,
welche den Wagen punktgenau in die nächste Haltestelle rutschen ließ. Die
Fahrt erinnerte an eine Wilde-Maus-Achterbahn, da die Strecke viele zum Teil
enge Kurven aufweist, für die nicht stärker als unbedingt nötig abgebremst
wurde.
Kurz darauf waren wir auch schon wieder in der Unterstadt, wo wir die Bahn
gegen einen Bus tauschten, der uns zum Hotel brachte.
Wer sich also das Schlangestehen für einen der begehrten Plätze in einem
Eléctrico der Linie 28 ersparen möchte, dem sei eine Fahrt am frühen Abend
nahe gelegt. Die zahlreichen Lissabonner Plätze und Denkmäler sind Nachts
beleuchtet, weshalb die Stadt bei Nacht mindestens genauso reizvoll ist wie
am Tage. |
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